Woher stammt der Name «Accademia Bizantina»?
Unser Ursprung ist in Ravenna, der antiken Hauptstadt des Oströmischen Reiches, bekannt für ihre prächtigen, vielfarbigen Mosaike, die man überall in der Stadt findet. Wir sind wie diese vielen bunten Mosaike mit unterschiedlichen Schattierungen und Formen, die sich zusammenfügen, um ein komplexes und faszinierendes Bild zu ergeben. Gleichzeitig verfolgen wir eine echte akademische Tätigkeit, um die musikalische Kultur zu verbreiten.
Was macht die Accademia Bizantina?
Durch unsere Arbeit als Wissenschaftler*innen und Musiker*innen verleihen wir der Barockzeit eine Stimme, damit die Atmosphäre dieser Zeit und auch die implizierten Gefühle für ein heutiges Publikum erlebbar werden. Denn Emotionen sind schließlich zeitlos. Eine Rockband beginnt traditionell immer in einer Garage …
Wo und wie entsteht ein Ensemble für Alte Musik?
Nun, in unserem Fall begann alles in einer Bar. 1982 trafen sich drei Studienkollegen mit ungewöhnlichem Talent und Ideenreichtum auf einen Kaffee: Angelo Nicastro, Bratschist und heute Direktor des Ravenna Festivals, Romano Valentini, Pianist, Organist und Cembalist sowie Orchestermanager in den 1990er und 2000er Jahren, und Luciano Bertoni, ebenfalls Bratschist.
Wie ging es weiter?
Die drei waren sehr ehrgeizig, sprachen die besten Studenten des Konservatoriums von Ravenna an und gründeten 1984 zusammen mit dem Cellisten Paolo Ballanti und dem Geiger Paolo Zinzani einen Verein namens Accademia Bizantina. Sie legten sofort los und so fand das erste offizielle Konzert bereits am 2. Juni desselben Jahres in der Kirche San Giuseppe in Marina di Ravenna statt, dirigiert von Filippo Maria Caramazza, dem ersten Dirigenten der Accademia.
Wann seid ihr der Barockmusik das erste Mal begegnet?
Das geschah tatsächlich sukzessiv. Mauro Valli, damals erster Cellist, hatte großen Anteil an diesem Richtungswechsel. 1989 nahm die Accademia Bizantina Corellis «Opera Omnia» unter der Leitung von Carlo Chiarappa auf. Bei dieser Gelegenheit trafen wir auch zum ersten Mal auf Ottavio Dantone, der eingeladen wurde in Op. 3 zu spielen. Er wurde zur treibenden Kraft unseres Durchbruchs in Sachen Barock.
War es Liebe auf den ersten Blick?
Auf jeden Fall! Wir mochten und verstanden uns sofort. Ottavio Dantone wurde schnell Cembalist der Accademia, dann Konzertmeister und schließlich Dirigent. In dieser Rolle wechselte er sich zunächst mit Carlo Chiarappa ab. 1996 beschloss das Orchester, ihm voll und ganz als Musikalischen Leiter zu vertrauen. Er legte den Grundstein unserer Interpretationsmethode und Aufführungspraxis. Seitdem konzentrieren wir uns auf das Barockrepertoire.
Was ist das Erfolgsrezept von Ottavio Dantone und der Accademia Bizantina?
Ottavio Dantone ist nicht nur einer der besten Cembalisten und Organisten der Welt, er hat auch ein immenses Wissen über die Ausdrucksformen der Barockzeit. Seine Arbeitsweise, basierend auf Erfahrung und immerwährender philologischer Forschung, ermöglicht es ihm, Notenmanuskripte zu lesen, als wäre er ein damaliger Zeitgenosse. Dabei legt er großen Wert darauf, die Praktiken und Aufführungsregeln zu berücksichtigen, die den Manuskripten implizit und daher nicht niedergeschrieben sind. Das Ergebnis ist eine dreidimensionale Musik, die reich an Nuancen ist und die Seele berühren kann.
Ist dies das Geheimnis eures Untertitels «The Exciting Sound of Baroque Music»?
Genau. So können wir die ursprüngliche Absicht des Komponisten, die Klänge, die er sich vorgestellt hat, die Effekte, die er gesucht hat, rekonstruieren. Letztendlich setzen wir den authentischen und aufregenden Klang der Barockmusik in seiner ursprünglichen Ausdruckskraft frei.
Was macht Euch als Ensemble aus?
Wir sind eine große Familie, die aus der ganzen Welt zusammenkommt: aus Südamerika, aus ganz Europa, einige aus Russland. Und vergessen wir nicht die herausragenden italienischen Talente wie unseren ersten Geiger Alessandro Tampieri, der seit 2011 unser Konzertmeister ist.