Bewegte Welten
Die Alte Musik ist ein lebendiges Klanggebilde und immer in Bewegung. Bei den Innsbrucker Festwochen 2018 setzen wir verschiedene Welten der Musik in Beziehung, spannen Bögen über Jahrhunderte und bauen Brücken über Zeitläufe. Wir verknüpfen historische Daten und alte Partituren mit Gedankenund Gefühlswelten der Menschheit von einst und heute.
Verehrtes Publikum, ich lade Sie ein, uns auf einer Reise durch bewegte Welten mit bewegender Musik zu begleiten!Alessandro De Marchi
Die Innsbrucker Festwochen 2018 verbinden Musik, Stile und Klangphänomene aus fünf Jahrhunderten. Unsere einzige Konstante dabei ist es, die Musik im Klang und in der Gestaltung auf der Grundlage unserer historischen Informationen und auf Instrumenten in der Bauweise ihrer jeweiligen Zeit aufzuführen.
Einer der bedeutendsten Instrumentenbauer war Jacobus Stainer, der vor 400 Jahren (um 1618) in Absam geboren wurde. Er baute Geigen mit einem besonderen Obertonreichtum und ganz feinen Klang. Das wirkt sich auch heute noch entscheidend auf das Spiel Alter Musik aus. Stainers Geigenbaukunst führt uns in die Welt bedeutender Komponisten und Geiger wie Biber oder Pandolfi Mealli und in die Innsbrucker Hofkapelle, für deren Musiker Stainer Instrumente baute. Ihr idealer Klang führt uns aber auch weiter in das goldene Zeitalter des Streichquartetts zu Werken von Boccherini, Haydn, Mozart, Beethoven und Schubert.
So wie Stainer mit seinen Instrumenten hat der Dichter Pietro Metastasio mit seinen Opernlibretti stark auf mehrere Epochen eingewirkt. Wir hörten während der mittlerweile 42-jährigen Festwochengeschichte schon viele wunderbare Vertonungen von Dichtungen Metastasios, der uns heuer mit seinem Libretto «Didone abbandonata» in das frühe 19. Jahrhundert zu Mercadante bringt, einem Zeitgenossen Rossinis und Bellinis. Mit Mercadante hat die neapolitanische Tradition der Barockoper, der wir bei den Festwochen immer wieder besondere Aufmerksamkeit schenken, die Belcanto-Oper erreicht. Auch sie ist Alte Musik, wenn sie – wie von uns – in originaler Stimmung und Instrumentierung aufgeführt wird. Aus der neapolitanischen Operngeschichte greifen wir 2018 auch die 100 Jahre vor Mercadantes «Didone» komponierte Serenata «Semele» von Hasse auf, der sich in der Stadt am Vesuv musikalisch vom Norddeutschen in einen Süditaliener verwandelt hat. Zu seinen Lehrern zählte Alessandro Scarlatti. Hasse lernte in Neapel auch Metastasio kennen, der dort damals seine «Didone abbandonata» dichtete. Wir steuern aber auch die beiden weiteren Musikzentren Italiens im Barock an. Während Stainer in Absam seine kostbaren Instrumente baute, wurde Cavalli in Venedig zu einem maßgeblichen Baumeister der Operngattung. Seinen frühen Geniestreich «Apollo e Dafne» entdecken wir in unserer Barockoper:Jung 2018 wieder. Ein halbes Jahrhundert nach Cavalli gab in Venedig der Geiger und Komponist Vivaldi den Ton an und setzte mit seinen Concerti und Opern die ganze Musikwelt in Bewegung.
Vivaldi werden wir auf unsere Reise 2018 mehrmals begegnen. Da alle Wege nach Rom führen, landen wir auch in Musikwelten der Heiligen Stadt: mit Scarlattis dort komponiertem Oratorium «Davidis pugna e victoria», mit römischen Concerti grossi von Corelli und Montanari und mit Kantaten, die aus dem Geist des bedeutendsten römischen Kunstzirkels, der Accademia dell’Arcadia, entstanden. Ihr gehörten unter anderem Corelli, Scarlatti und Metastasio an. Verehrtes Publikum, ich lade Sie ein, uns auf einer Reise durch bewegte Welten mit bewegender Musik zu begleiten!