Alessandra Premoli im Gespräch
Alessandra Premoli inszeniert bei den Innsbrucker Festwochen 2021 die Oper Idalma. Im Gespräch erzählt sie von ihrer Motivation und Verbindung zur Oper.
Was ist das Beste an Ihrem Job?
Es gibt für mich nicht das eine Beste am Job, aber ich kann es auf drei Punkte konkretisieren/einschränken:
1) Mein Job ist das, wofür ich brenne: Kunst. Daher habe ich das Glück, meinen Lebensunterhalt damit verdienen zu können, was ich am meisten liebe im Leben.
2) Meine Arbeit ist voll von „belle arte“. Ich beschäftige mich mit Musik, dem geschriebenen Wort, Geschichte, Kostüm-Design, Bühnenbild … In der Oper verstecken sich so viele Künste. Ich darf mit dieser von Menschen geschaffener Schönheit arbeiten.
3) Durch meine internationale Tätigkeit als Regisseurin ist es mir möglich neue Länder zu bereisen und die verschiedensten Kulturen kennenzulernen. Das öffnet den Horizont! Außerdem bin ich in Verbindung zu Menschen auf der ganzen Welt, deren Mission nur eines ist – Oper.
Wie konzipieren Sie die Inszenierung einer Oper?
Zuerst setze ich mich mit dem Titel der Oper auseinander. Was bedeutet er? Welche Ideen, Bilder und Emotionen löst er in mir aus? Erst nach diesen ersten Assoziationen wende ich mich der Partitur und dem Libretto zu. Oft sind auch genau diese ersten Assoziationen die Ideen, die ich dann tatsächlich umsetze. Danach beginne ich damit, alles über die Oper herauszufinden: Für wen wurde sie geschrieben? In welchem gesellschaftlichen Kontext steht sie? Wieso haben der Komponist und Librettist sie so konzipiert? etc … Ich liebe die Forschung; alles ist in der Oper miteinander verbunden und ich bin auf der Suche nach der (oft) versteckten Schönheit. Als letzten Schritt wäge ich durch die mir zur Verfügung stehenden Ressourcen ab, welche Ideen umsetzbar sind.
Der wichtigste Faktor ist für mich jedoch das Publikum, für das ich inszeniere. Es ist mir wichtig, die Menschen im Publikum anzusprechen und Ihnen die Botschaft der Oper mit all ihren Emotionen, in aller Deutlichkeit zu vermitteln. Daher unterscheiden sich auch zum Beispiel meine österreichischen Inszenierungen mit den italienischen. Es geht mir um die Menschen vor Ort.
Alles ist in der Oper miteinander verbunden.
Wie entscheiden Sie, ob Sie eine Oper historisch oder modern inszenieren?
Am wichtigsten ist mir bei meiner Inszenierung, den Kern der Oper zu hervorzustellen. Das ist die Basis auf der ich entscheide, wie ich die Oper inszenieren werden. Wie kann ich dem Publikum die Botschaft am kraftvollsten/besten vermitteln? Daher präferiere ich zeitlich losgelöste Inszenierungen. Sie richten sich für mich ohne Voreingenommenheit direkt an das Publikum im hier und jetzt.
Was macht Sie speziell als weibliche Regisseurin?
Ich bin als Regisseurin eine Rarität in der Kunst-Szene. Leider ist die Frau in der Kunst noch immer nicht dem Mann gleichgestellt, gerade wenn es um Werke oder Arbeiten geht, bei denen man sich intellektuell mit Themen auseinandersetzen muss. Es wird ihnen nicht zugetraut und eine bestimmte Interpretationsweise attestiert. Natürlich habe ich eine andere Weise zu inszenieren, allerdings sind diese nicht auf geschlechtsspezifische Attribute zurückzuführen.