«Der angenehme Betrug, oder Der Carneval von Venedig» – so lautet der Titel eines Librettos, dessen Vertonungen sich in den frühen Jahren des 18. Jahrhunderts an zwei der seinerzeit führenden Opernhäuser in mittel- bis norddeutschen Landen einer besonderen Beliebtheit erfreute. Ein «Spiel mit Gesang», welches den Gästen der Hamburger Oper am Gänsemarkt als auch des Leipziger Opernhauses am Brühl ein Menü großer Affekte servierte. Aus Sicht des deutschen Barocks, wie der ihn hier vertretenden Komponisten Reinhard Keiser, Christoph Graupner und Johann David Heinichen, wird darin ein Fantasiebild gezeichnet, das sich mit «La dolce vita», «Avventure amorose», italienischem Machismo und allerlei ähnlichen «Lastern» beschäftigt.

Zweisprachig, deutsch und italienisch, sind die Arien und Duette, die von der Liebe, der ewigen Treue, dem leichtfertigen Betrug, quälender Eifersucht, Trauer und der großen Freiheit erzählen. Allen voran steht das Motto der «teutschen Prinzessin Celinde» – «Frei von Lieben, frei von Leiden» – demgemäß sie sich nach der Stadt in der Lagune begeben hat, um die Opern der dortigen Karnevalssaison zu besuchen.

Was einst in Hamburg und Leipzig erklang, ist heute nur noch in Teilen handschriftlich erhalten. Das Ensemble Barockwerk Hamburg, auf Wiederentdeckung vergessener Werke spezialisiert, haucht dieser extravertierten Musik neues Leben ein. Mit zwei vielseitigen Solist*innen, der Sopranistin Hanna Herfurtner und dem Bariton Matthias Vieweg, präsentiert das Ensemble eine handverlesene Auswahl an Vokalnummern, dem eingestreute Tanzsätze aus dem opéra-ballet «Le Carnaval de Venise» von André Campra eine fein abgestimmte französische Würze verleihen.